REGELN ZUR KONFLIKTBEWÄLTIGUNG


Die folgende Aufgabe bringt am meisten, wenn beide Parteien aktiv und bereitwillig darauf hinarbeiten, einander in einer respektvollen und ehrlichen Beziehung gegenseitig verstehen zu wollen.

1. Haltung

  1. Geh in dieses Gespräch mit der Haltung: „Ich muss diese Diskussion nicht gewinnen und ich muss auch nicht derjenige sein, der Recht hat.“
  2. Halte es für das Allerwichtigste, in Bezug auf den Konfliktpunkt bei der Wahrheit über dich selbst zu bleiben und das Beste für alle Beteiligten zu wollen. Beachte diese zwei Prinzipien mehr als das, was du fühlst, fürchtest oder wünschst.
  3. Demütige dich soweit, dass du bereit bist, der Person, mit der du im Konflikt stehst, zuzuhören und von ihr zu lernen. Wenn sie gute Gedanken und Vorschläge äußert, dann lass sie wissen, dass du das schätzt!

2. Die erste Person erzählt

  1. Nur eine Person erzählt, die andere hört zu – es reden nie beide gleichzeitig.
  2. Versuche dich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sei präzise.
  3. Versuche nicht jeden denkbaren Aspekt in einem Gespräch durchzugehen. Versuche nicht, der anderen Person „etwas zu verkaufen“.
  4. Versuche Gründe anzugeben, warum du glaubst, dass deine Gedanken oder Ansichten in dieser Situation die beste Lösung für jeden Beteiligten darstellen.
  5. Je länger du redest, desto komplizierter wird die anschließende Diskussion. Wenn zu viele Probleme gleichzeitig zur Sprache kommen, kann es auf deinen Partner verwirrend und überfordernd wirken, weil er nicht mehr genau weiß, wozu er nun eigentlich Stellung nehmen soll.
  6. Außerdem: Je länger du redest, ohne der anderen Person zuzuhören, desto mehr besteht die Gefahr, dass du heikle Themen berührst und dabei nur die bestehenden Verletzungen aufwühlst und den vorhandenen Groll wieder neu entfachst.

3. Zuhören

  1. Versuche dich mehr auf das zu konzentrieren, was die andere Person sagt als auf das, was du darauf erwidern willst.
  2. Versuche, nicht nur die Worte zu hören, sondern auch die Herzenshaltung der Person, die gerade spricht.

4. Die zweite Person erzählt

  1. Als Reaktion auf das Gehörte solltest du zunächst einmal Fragen stellen oder Dinge klären, um sicherzustellen, dass du alles richtig verstanden hast, bevor du antwortest.
  2. Der nächste Schritt ist, die Dinge anzusprechen,
    in denen du mit der anderen Person übereinstimmst, und zu erklären, warum das so ist.
  3. Erst nach diesen zwei Schritten kannst du nun deine Sichtweise oder gegenteilige Meinung und die Gründe dafür äußern. Beachte bei der Darlegung deiner gegenteiligen Ansicht die Richtlinien, die unter 2. gegeben wurden.

5. Lösung

  1. Geht die vier oben beschriebenen Schritte immer wieder neu durch und achtet dabei immer auf die richtige Herzenshaltung. Lasst euch bei dem ganzen Prozess Zeit, gerade auch wenn die Sache angespannt abläuft oder manchmal ermüdend und zäh ist.
  2. Stimme nicht Entscheidungen oder Abmachungen zu, mit denen du nicht wirklich einverstanden bist, nur um den Konflikt zu beenden, um Ärger und Wut aus dem Weg zu gehen oder nur damit sich die andere Person besser fühlt. Bleibt so lange dran mit respektvollem und aufmerksamem Zuhören und Reden, bis beide (oder alle beteiligten Personen) an den Punkt kommen, an dem jeder ehrlich sagen kann: „Ich kann damit leben“, oder: „Ich glaube, dass das die beste Lösung für uns alle ist.“.
  3. Respektiert eure Übereinkunft und haltet daran fest, bis andere Abmachungen getroffen werden.
  4. Wenn ihr diesen Prozess gut durchgeht und trotzdem nicht zu einer Übereinstimmung kommt, kann es sein, dass ihr eine dritte Person als Vermittler hinzuziehen müsst, der aber es müssen zunächst andere persönliche Angelegenheiten geklärt werden.
     

VEREINFACHTE, BENUTZERFREUNDLICHE VERSION 

Bevor du mit dieser verkürzten und vereinfachten Version arbeitest, solltest du mit den fünf zuvor vorgestellten Schritten gut vertraut sein.

1.  Haltung

  • „Ich muss diese Diskussion nicht gewinnen
    und ich muss auch nicht derjenige sein, der Recht behält.“
  • „Ich entscheide mich für die Lösung, die allen zum Besten dient.“
  • „Ich entscheide mich dafür, auch über meine eigenen Gefühle, Befürchtungen und Wünsche.“
  • „Ich wertschätze alles Gute, was ich höre.“

2.  Die erste Person spricht:

  • „Sei präzise.
  • Versuche nicht, jeden denkbaren Aspekt in einem Gespräch durchzugehen.
  • Versuche nicht, der anderen Person etwas zu verkaufen.
  • Was stellt, deiner Meinung nach, die beste Lösung dar?
  • Erkläre, warum du glaubst, dass deine Idee gut ist.

3.  Die zweite Person hört zu:

  • Denke nicht nur darüber nach, was du gleich entgegnen willst.
  • Versuche, hinter den Worten das Herz zu hören.

4.  Die zweite Person spricht:

  • Stelle Rückfragen, um Klarheit zu bekommen.
  • Sprich aus, womit du übereinstimmst.
  • Stelle deine abweichende Sicht vor, und erkläre, warum du das so siehst.
    (denk dabei an die obigen zur Haltung)

5.  Wiederholt diese Schritte solange,
     bis ihr eine gemeinsame Lösung gefunden habt.